Dokumenta 2007

Dokumenta 2007

„Dream“, also „Traum“, hat Hazoumé sein Werk schlicht genannt. Es macht auf das Schicksal der Flüchtlinge aufmerksam, die von Afrika aus versuchen, die kanarischen Inseln zu erreichen. Allein 31.000 Menschen sollen Hilfswerken zufolge im vergangenen Jahr auf diese Weise die rettenden Strände im Atlantik erreicht haben.

Mehr als 6.000 aber ertranken auf der Überfahrt. Um Hazoumés Werk besser zu verstehen, muss man den gegenüberliegenden Masken zuwenden. Auch die sind aus Plastikkanistern geformt. Mit Benzin gefüllt sind sie in Afrika so etwas wie ein Statussymbol, zeugen sie doch von dem bescheidenen Wohlstand ihrer Besitzer. „Viele Länder in Westafrika sind reich an Öl. Trotzdem haben wir eine Energiekrise. Wir fragen uns: Wie geht das?“, sagt Hazoumé. Der Griff der umgearbeiteten Kanister markiert die Nase, das Einfüllloch den Mund der Maske. So könnte man die 421 Kanister des Bootes als Gesichter verstehen. 421 Menschen mit weit geöffneten Mündern, die vielleicht ihre Klage über die Ungerechtigkeit der Welt herausschreien. Andererseits: Ihr Boot ist nur dann fahrtauglich, wenn alle gemeinsam die Löcher der Ölkanister schließen.In Glasballons an der Außenseite des Bootes hat Hazoumé Abschiedsbriefe und Fotografien von Menschen gesammelt, die Afrika in einem Boot verließen und umkamen. Die großformatige Fotografie auf der Holzwand hinter dem Boot mag auf den ersten Blick als idyllischer Ferienort für einen Traumurlaub erscheinen. Für die, die dort leben, muss es eher ein Alptraum sein. Doppeldeutig wie der Titel des Werkes ist auch der Text in vier Sprachen, der vor dem Boot in den Boden eingelassen ist. „Die Hoffnung, es gebe die Möglichkeit zu bleiben. Die Hoffnung stirbt zuletzt“, lautet die deutsche Version. Auf welches Bleiben hier Bezug genommen wird, auf das im eigenem Land oder auf das erhoffte Asyl in der Ferne, bleibt offen. Eine ganz eigene Interpretation des Werkes lieferte Bundespräsident Horst Köhler, als er bei der Eröffnung der Ausstellung das Werk sah: „Wir müssen begreifen, dass wir alle in einem Boot, in einer Welt leben», sagte er. „Aber wir müssen auch dafür sorgen, dass das Boot nicht so viele Löcher hat wie das von Hazoumé“. Dokumanta.hr.online (woje / aba).