Aktuelle Forschungsfragen

Aktuelle Forschungsfragen

Es sind heute im wesentlichen fünf Forschungsfragen, von deren Ausarbeitung ein erweitertes und vertieftes Verständnis des menschlichen Träumens erwartet werden kann:
1.) Wie lassen sich welche neurowissenschaftlichen Daten und die Erforschung der Funktion neuronaler Netze mit den verschiedenen psychoanalytischen Traumtheorien in Verbindung bringen? …

2.) Was können unter ‚erfolgreich Träumen‘ verstehen und warum werden bestimmte Träume erinnert und andere nicht? 3.) Was sagt uns der manifeste Inhalt des Traumerlebens und warum und wie werden die jeweiligen visuellen Bilder während des Traumvorgangs ausgewählt? 4.) Welche persönliche Bedeutung haben die jeweiligen Träume? 5.) Finden sich Hinweise auf eine intersubjektive Genese aller oder bestimmter Träume? Die vor allem von Allan Hobson und Mitarbeitern ausgearbeitete ‚bottom-up‘-Hypothese der Traumgenese geht davon aus, dass Träume aus subkortikalen Stammhirnaktivitäten entstehen, die zum REM-Schlaf führen und die das Vorderhirn dazu anregen, Traumszenen zu generieren. Als Modell des Träumens dient der verbale Output dementer Patienten (Aktivierungs-Synthese-Theorie bzw. Aktivierungs-Informations-Modulations-Modell). Dieser Vorstellung hat vor allem Mark Solms widersprochen: in seiner ‚top-down‘-Theorie ist die Aktivierungsquelle der Träume im Kortex lokalisiert. Das Träumen ist vom (subkortikal modulierten) REM-Schlaf unabhängig. Träume werden jedes Mal aus Gedächtnisinhalten neu aufgebaut. Allerdings versagen die biologischen Traumtheorien, wenn wir nach dem Inhalt der Träume, nach ihrer Bedeutung, nach der Art ihrer Konstruktion oder nach ihrer Funktion fragen – ganz abgesehen davon, dass Träumen gar nicht zwangsläufig an den Schlaf gebunden sein muss. Die Untersuchung des Traums als Erfahrung (M. Foucault) erfordert die Konzentration auf das, was der Traum sagt bzw. was als der Traum berichtet wird. Hier ist vor allem die Einbettung des Traums in den interpersonellen und intersubjektiven Kontext neu zu betrachten. Traumtheorien müssen dabei sowohl das Träumen untersuchen, das außerhalb des Bewusstseinsfeldes erfolgt, als auch jene Träume, die wir wahrnehmen und die unser Bewusstsein direkt beeinflussen können. Hier wäre insbesondere die stimmungsregulierende Funktion der Träume weiter zu untersuchen und die sequentiellen Problemlösungen, die die Traumserie einer Nacht entwickeln und die z.B. zu einer Verringerung des Unglücklichseins im Laufe einer Nacht führen können. Andererseits gibt es ‚erfolglose‘ Traumsequenzen, in denen die innere Problematik des Träumers lediglich in anderer Form bzw. in anderen Metaphern dargestellt werden. Dies findet sich besonders bei ’niederstrukturierten‘, wenig symbolisierten Träumen. Claus Braun vgl. auch: Milton Kramer:  Überlegungen zur Zukunft der Traumforschung. In: Hau, St. , Leuschner, W. , Deserno, H. (Hrg.) (2002): Traum-Expeditionen. Tübingen, edition discord.